Es gibt ein Leben vor dem Tod

Reisen und Anderes
Reisen Seychellen Vergessen zuzuordnen

Moyenne und das liebe Geld

Bis vor ein paar Jahren konnte man noch mit Brendon Grimshaw sprechen. Wenn man Glück hatte. Oder Pech. Die Reiseleiterin hat die Leute immer davor gewarnt, sich auf den alten Herrn einzulassen, der sich da manchmal auf der Insel sehen ließ. Er soll die Gesprächspartner total vereinnahmt haben und sie erst wieder „freigegeben haben“, wenn es für die Reisegruppe Zeit war, wieder zu gehen.

Dabei stelle ich es mir interessant vor mit jemandem zu sprechen, der da 1962 aus England kam und das Inselchen kurzerhand gekauft hat. Es soll sehr wenig Geld gewesen sein, das die Vorbesitzerin verlangt hat. Allerdings war es auch so viel, dass Mr. Brendon dann nichts mehr übrig blieb. Vielleicht hat er ja gehofft, den sagenhaften Piratenschatz, der dort versteckt sein soll zu finden? Die Insel war ja lange Zeit von Piraten bewohnt, es gibt auch zwei Gräber. – Geister soll er immer wieder getroffen haben, der Schatz blieb verschwunden.

Jedenfalls hat Brendon seine Insel immer seltener verlassen und im Laufe der Zeit sein kleines Paradies geschaffen. Wie er zum nötigen Bargeld dafür kam, hat ihm ein einheimischer Freund gezeigt. Wenn Boote angelegt haben, sollen die Freunde – man nannte sie inzwischen Robinson und Freitag – darauf aufmerksam gemacht haben, dass es sich um einen Privatbesitz handelt, aber gegen einen kleinen Obulus könnte man ja trotzdem den feinen Sandstrand benutzen….

So gelang es den beiden Männern, Bäume zu pflanzen und unter anderem auch 150 Schildkröten ein Heim zu geben. Letztere wandern frei herum, warten aber oberhalb der Anlegestelle auf Besucher, weil die Reiseleiterin genau weiß, welche Blätter sie am liebsten mögen.

Um sein Paradies auch der Nachwelt zu erhalten und um zu verhindern, dass es als Hotelkomplex endet, hat Mr. Brendon seine Insel den Seychellen vermacht.Bereits 2008 wurde Moyenne zum Nationalpark ernannt und nach dem Tod Brendons untersteht die Insel einer Non-Profit-Organisation.

Nur am Rande erzählt die Reiseleiterin, dass auf der anderen Seite der Insel ein Hotel entsteht….. Ob das im Sinne von Mr. Brendon ist?

Beim Lunch auf der Nachbarinsel Cerf Island spreche ich mit meinem Tischnachbarn darüber- übrigens ein weiterer Singlereisender, Selfmademann aus Norwegen und mit ausreichendem Reisebudget. Er zuckt die Schulter und zeigt hinüber auf die Hauptinsel Mahè. Was man direkt auf der Insel nicht so bemerkt, ist hier weithin sichtbar: Ganz oben auf dem Hügel thront ein riesiger Gebäudekomplex, fast schon eine Burg. Ein arabischer Scheich hat sich hier ein Häuschen gebaut. Dabei durfte man vor ein paar Jahren da oben noch gar nicht bauen und auf den Seychellen gibt es die Vorschrift, dass kein Haus höher sein darf als die Palmen, damit der Charme der Inseln erhalten bleibt. Aber wenn ein Land verschuldet ist und die Geldsumme genügend hoch, verfällt man wohl der Versuchung gelegentlich Ausnahmen zu machen.

Scheichshome

 

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Noch schnell ein paar Worte zum Schnorcheln. Fast 80 Prozent der Korallen sind laut Reiseleiterin in den Siebzigerjahren aufgrund der Wassererwärmung abgestorben und auch die bestehenden Korallen sind nicht so bunt wie man sie vom Great Barrier Reef aus Australien kennt. Trotzdem ist es als schwimme man in einem riesigen Aquarium umringt von einer faszinierenden Vielfalt von bunten und teilweise skurril anmutenden Fischen. Ist wirklich toll!! Ich habe keine Fotos und deshalb muss man mir das einfach glauben.

Und Schluss!

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