Es gibt ein Leben vor dem Tod

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George Sand, Kaiserin Sissi und ich…

…waren in Valldemossa.

Für Kaiserin Sissi war es wohl eine kurze Flucht aus Protokoll und Alltag. Vier Jahre zuvor hatte ihr Sohn, Kronprinz Rudolf, im Jagdschloss Mayerling gemeinsam mit seiner Geliebten Selbstmord begangen. Die Kaiserin soll danach nur noch schwarz getragen haben und der Zahn(!) der Zeit hat trotz Selbstdisziplin an ihrer Schönheit genagt. In Valdemossa gab es einen Cousin, Ludwig Salvator, der in Mallorca einen größeren Landbesitz erworben hatte und dem steifen Protokoll der Habsburger erfolgreich entflohen war. Weit weg von Wien verfolgte er nun seine Ideen von Landbau und lebte mit seiner Geliebten mehr oder weniger offiziell. Um dieses Leben hat ihn Sissi wohl beneidet, auch wenn sie von den Völlereien aus der mallorquinischen Küche eher angewidert war – ihr Cousin hat in seiner optischen Fülle wohl dazu  beigetragen.

George Sand, dieses unangepasste Weib, war aus ganz anderem Grund dort gelandet. Sie hatte sich in Paris in Frederic Chopin verliebt. Der kämpfte gerade mit dem Skandal, seine von der Familie eingefädelte Verlobung gelöst zu haben. Noch mehr kämpfte er mit seiner Krankheit. Auch der älteste Sohn von Madame Sand war krank, er litt an Rheuma. So beschlossen die beiden Liebenden, den Winter im milden Klima Mallorcas zu verbringen. Mit den Leuten in Palma kam George Sand aber nicht wirklich zurecht, auch weil die Ärzte dort den Ernst und die Ansteckungsgefahr von Chopins Krankheit aussprachen. Sie bekamen keine Unterkunft in Palma und so landeten sie in Valldemossa, besser gesagt in der Kartause dort. Wen wundert, dass in ihrem Buch „Ein Winter auf Mallorca“ die Mallorquiner nicht sehr gut davon kommen, auch das Leben dort war in dem verlassenen Kloster manchmal gruselig – und trotzdem gibt es wunderschöne, begeisterte Beschreibungen von Land und Landschaft.

Und ich? Wir sind da hingefahren, weil einige „Residente“ aus dem Spanischkurs den Ort empfohlen haben. Recht haben sie! Das war wirklich ein empfehlenswerter Ausflug. Valldemossa liegt zwar nicht am Meer und deshalb kommt unsereins eher nicht auf die Idee da hinzufahren. Dabei ist es ein faszinierendes Örtchen mit alten Häusern, hübschen Lokalen, Geschäften und beeindruckender Natur. Und neben Sissi, George und mir gibt es noch viele Persönlichkeiten, die schon hier waren. Wer gerne in frühere Zeiten abtaucht soll unbedingt das Königsschloss und die Kartause anschauen. Für beides muss man einmal Eintritt zahlen und bekommt als Draufgabe auch gleich ein kleines Live-Chopinkonzert. Wenn man allerdings die Räume von Sand/Chopin anschauen möchte, muss man extra zahlen. Wir waren schon müde genug, haben das Geld stattdessen für einen Orangensaft in einem schattigen Garten verklopft.

Tipps:

Man kommt sehr leicht in einer halben Stunde Fahrzeit mit dem Bus von Palma nach Valdemossa, z. B. mit dem Bus 210
Link: Busfahrplan

Die Lokale, in die man „hineinfällt“ sind etwas teurer, wir haben ein unscheinbareres Cafe mit tollem Garten im Hinterhof gefunden. Den Namen habe ich leider vergessen.
Link: Visit Valldemossa

Buchtipp: Ein Winter auf Mallorca

 

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