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Wien für Sparsame

Ich war wieder einmal in Wien. Gleich am ersten Tag habe ich wunderschöne Schuhe gekauft und auch sofort angezogen, weil die alten zwar bequem aber ausgesprochen schäbig sind. Das war ein großer Fehler, denn nach wenigen Stunden habe ich die beidseitigen Blasen selbst in die alten Treter nicht mehr schmerzfrei hinein bekommen. Wie trotzdem Wien genießen? Der Sightseeingbus fiel mir ein, aber so richtig begeistert hat mich die Idee nicht.

Wehmütig kamen mir die Straßenbahnlinien 1 und 2 in Erinnerung. Man setzte sich einfach in eine der beiden hinein und schaute so lange entspannt zum Fenster hinaus bis man wieder am Ausgangspunkt war. Das hat fast nichts gekostet und entlang des Rings sind die Prachtbauten wirklich wunderschön aufgereiht. Der Grund blieb mir verschlossen, aber die Linienführung wurde eines Tages geändert und nu ist nichts mehr mit Rundherumfahren. Jedenfalls nicht mehr preisgünstig. Es gibt noch eine Ringtram, nostalgisch für Touristen aufgemotzt und mit Informationen über Kopfhörer. Soll nett sein, in vielen Sprachen, auch Wienerisch und für Kinder. Kostet halt neun Euro und ist in einer halben Stunde fertig.

Ich wollte dann nachschauen, wo die alten Linien jetzt hinfahren und wurde fündig: Sie sind immer noch spannend!!! Und eine preisgünstige Möglichkeit Wien kennen zu lernen. Für mich der Anlass weiter zu stöbern, wie man Wien erleben kann, ohne viel Geld auszugeben. Voila hier sind einige Tipps:

Wien sehen

Von Gugerell - Eigenes Werk, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=27550879

Um 7,60 Euro kannst du 24 Stunden lang alle öffentlichen Verkehrsmittel im Kern von Wien benutzen (um 13,30 zwei Tage lang). In U-Bahnen sieht man naturgemäß wenig, je nachdem wo du wohnst, machen sie  beispielsweise Sinn um nach Schönbrunn zu kommen und dort einen Bummel durch die wunderschöne Gartenanlage zu machen, vielleicht hinauf zur Gloriette zu spazieren.

So richtig toll sind die Straßenbahnen 1, 2 und D. Alle drei Linien fahren ein Stück weit dieselbe Strecke am Ring und führen dann in verschiedene Richtungen hinaus. Das ist praktisch, weil am Ring die schönen Gebäude schnell aufeinander folgen, und weil man gut umsteigen kann. Wer wie ich am Hauptbahnhof logiert, startet mit der Linie D (an der Ostseite des Bahhofs), die fährt dann hinaus bis zu den Heurigen in Nussdorf, wo man sich zum krönenden Abschluss des Tages ein Grammelschmalzbrot und einen Spritzer gönnen kann.

Natürlich kann man jederzeit aussteigen und sich einen Park oder ein Gebäude näher anschauen, auf jeden Fall sollte man Smartphone oder Tablett dabei haben, dann ist der private Führer gleich gratis dabei:

Link: die Ringlinien

Wien hören

Wer in Wien ist, sollte sich nicht nur Mozartkugeln kaufen, sondern sich auch auf die Musik einlassen, die Mozart und andere große Komponisten hier geschaffen haben und die so gut zu den alten Gebäuden passt. Klassische Musik live zu hören ist meist sehr teuer, muss es aber nicht sein.

Wann hast du zum letzten mal eine katholische Messe besucht? Anstatt unter fotografierenden und lauten Touristen durch den Stefansdom geschoben zu werden und auch noch dafür zu bezahlen, könntest du dich darauf einlassen, das Gebäude so zu erleben, wie es ursprünglich gedacht war. An vielen Sonn- und Feiertagen  gibt es feierliche Orchestermessen, wo nur Messbesucher nach vorne gelassen werden. Auch wenn früher die Glasfenster und damit die ganze Kirche dunkler und noch ehrgebietender war, finde ich so eine musikalisch begleitete Messe mit golden gekleideten Würdenträgern beeindruckend – selbst wenn man mit der katholischen Kirche nicht so viel am Hut hat. Tipp: Georgelt und gesungen wird ganz vorne rechts, dort sind die besten Plätze, wenn man auch sehen möchte, was man hört.

Link: Musik im Stefansdom

Die weltberühmte Staatsoper kann man ebenfalls in ihrer vollen Funktion erleben, nicht ganz kostenlos aber durchaus finanzierbar. Um ein paar Euro (ich glaube letztes mal habe ich vier Euro bezahlt) kann man Orchester und Sänger der Weltklasse erleben. Allerdings muss man dafür in einer präzisen Schlange anstehen und die Stehplatzkasse befindet sich auch an einem Seiteneingang der Oper – ein bisschen Unterschied muss schon sein, gelleja. Die Karten gibt es eineinhalb Stunden vor Vorstellungsbeginn. Wenn begehrte Opernstars singen, stehen Freaks allerdings schon viele Stunden vorher an. Was du noch brauchst, ist ein Schal, mit dem du nach dem Einlass deinen Stehplatz markierst, damit du vor Vorstellungsbeginn das beeindruckende Gebäude samt Besucherinnen begutachten kannst. Die Stehplätze sind übrigens deutlich bequemer als man sich das vorstellt. Wenn man trotzdem schon in der Pause genug gehört hat, geht man einfach wieder und hat nicht viel Geld verloren.

An lauen Abenden kann es auch ein schönes Erlebnis sein, die Liveübertragung aus dem Haus draußen vor der Oper zu genießen. Kostet gar nichts und ist unkompliziert, die Sitzplätze sind allerdings bei Touristen sehr begehrt.

Link: Staatsoper Wien – Oper live am Platz (und andere Informationen)

Die Staatsoper macht übrigens Sommerpause. Aber dann gibt es das Filmfestival am Rathausplatz, das ebenfalls kostenlos besucht werden kann. Das Programm umfaßt Stücke aus der Welt der Oper, des Balletts sowie der Weltmusik und des Jazz. Die Filmleinwand ist 300 Quadratmeter groß, es gibt viele Sitzplätze und auf beiden Seiten die unterschiedlichsten Stände, damit keiner verhungern oder verdursten muss.

Wer mehr auf Jazz steht, dem sei der Sonntagsbrunch empfohlen, der ebenfalls am Rathausplatz in den Sommermonaten stattfindet.

Link: Filmfestival am Rathausplatz

 

(in) Wien essen

Bildquelle: Schachtelwirt

Natürlich gibt es in Wien an jeder Ecke Ableger aller üblichen Fastfoodketten. Sie wurden in den letzten Jahren leider auch immer mehr zur Konkurrenz der Würstlstände, die früher echte Institutionen waren, wo sich Menschen aller Schichten und zu allen Tageszeiten zu einer Burenhäudl oder einer Eitrigen getroffen haben. Ich mag den am Hohen Markt, irgendwie komme ich da fast bei jedem Wienbesuch ganz zufällig vorbei. 🙂 Aber google ruhig ein bisschen, es gibt noch viele andere, und spendier dir eine Wurst als Beitrag zum Überleben der Würstlstandler.

Die Heurigen habe ich schon erwähnt. Es gibt sie in den unterschiedlichsten Ausprägungen, von sehr urig bis zum Nobelheurigen. Wenn du, wie weiter oben angeregt, mit der Linie D in Nussdorf ausgestiegen bist, kannst du ja einen kleinen Bummel machen und einen der Heurigen aussuchen. Das Essen holt man sich üblicherweise an der Theke, das Getränk wird serviert. Ein Glas Wein oder ein Spritzer mit einem Grammelschmalzbrot kostet wenig und ist mit netter Begleitung und bei schönem Wetter wirklich ein Erlebnis.
Übrigens: Wenn ein Buschen an der Tür hängt, wird nur eigener Wein ausgeschenkt und selbst gekochtes Essen ausgegeben, bei einem „Kranzl“ gibt es diese Einschränkung nicht.

Link: Diesmal war ich da drinnen, hab mich wohl gefühlt

Wenn das preisgünstige Essen eher hipp sein soll, hätte ich noch eine Empfehlung: der Schachtelwirt im Judenviertel. Geheimtipp ist das schon längst keiner mehr, wenn Tripavisor und Google listen, dann strömen die Menschen. Die beiden Jungs hinter der Theke sind aber schnell und freundlich, wechseln die Sprache schon nach dem Aussehen der Gäste und schneiden den Schweinebraten gekonnt in mundgerechte Stücke, die dann zusammen mit Kraut und Knödelchen in Schachteln verpackt werden. Obiges Bild zeigt, dass das deutlich ansprechender aussieht als man sich das so vorstellt. Wer mir nicht glaubt, dass es ausgezeichnet schmeckt, muss sich schon persönlich ins Bermudadreieck begeben. Vielleicht erwischt du auch einen der wenigen Sitzplätze und kannst neben dem Gaumengenuß auch noch staunen, wie unterschiedlich die Menschen sind, die herein strömen. Mahlzeit!

Link: Der Schachtelwirt

 

 

 

5 Kommentare

  1. Liebe Anna,

    einen tollen Bericht hast du da geschrieben. Wien steht bei mir auch noch ganz oben auf der Liste und ich liebe ja Tipps, die einen verraten wie man sparen kann. Sehr gerne fahre ich hierzu auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, denn die überteuerten Hopp-on-off Busse sind so gar nichts für mich.
    Interessant klingt auch der Schachtelwirt und das Bermudadreieck. Beides schon mal vorgemerkt. 🙂

    Liebe Grüße
    Melanie

    1. Danke für dein nettes Feedback. Ich liebe Wien und fahre jedes Jahr einige male dort hin. Das hat schon auch mit einigen Menschen zu tun, die dort wohnen, aber Wien ist wirklich eine faszinierende Stadt – je besser ich sie kenne, desto mehr mag ich sie.
      Ich wünsche dir schon jetzt viel Spaß in Wien und freue mich über Ergänzungen von dir oder auch auf deinen Blog. Liebe Grüße vom Bodensee

  2. Das sind tolle Tipps. Ich selbst musste bei meiner ersten Wien Reise auch feststellen, dass die Stadt sehr teuer sein kann. Wenn ich das nächste Mal in Wien bin, werde ich einige deiner Tipps sicher ausprobieren. Danke!

    Herzlich,
    Anna

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