Es gibt ein Leben vor dem Tod

Reisen und Anderes
Kuba Reisen

Hemingway, Friedhof und Revolution

„Wenn du Havanna fühlen willst, dann geh nicht in Museen sondern durch die Straßen“. Ich weiß nicht mehr, wer es gesagt hat, aber es gefällt mir. Muss ja nicht nur gehen sein, ich mag gerne irgendwo sitzen und dem Leben in einer Stadt zu schauen.

Das hat offensichtlich auch Hemingway so gemacht, es gibt zwei Lokale, in denen er sehr viel Zeit verbracht haben soll, die Bodeguita del Medio und El Floridita und wir müssen da natürlich auch hin. Beide sind hübsch eingerichtet, elendiglich voll und die Drinks kosten doppelt so viel wie in den angrenzenden Lokalen. So bringen wir unsere Wertschätzung an den Dichter stehend dar, bewundern die Büste, hören der Band ein bisschen zu und kämpfen uns dann wieder hinaus.

 

Wir haben nicht wie Hemingway zwanzig Jahre Zeit um die Stadt kennen zu lernen, sondern nur zwei Tage. Deshalb besteigen wir den roten Touristenbus, den es fast in jeder Stadt gibt und lassen uns zu den bemerkenswertesten Plätzen fahren. Viele kennen wir schon von der gestrigen Rundfahrt, Neues erfahren wir nur aus unserm klugen Buch. Das Englisch, das die Busbegleiterin spricht, hat nichts mit dem zu tun, das wir  kennen. Schön  dann unser Stopp am Friedhof (Touristen müsse wie fast überall in Kuba kräftig Eintritt blechen). Das größte „Grabhaus“ ist nicht wie in vielen anderen Friedhöfen einem Politiker, sondern einer Gruppe von tapferen Feuerwehrleuten gewidmet. Viel hatten sie nicht davon, aber vielleicht tröstlich für die Familienangehörigen. Und dann gab es noch ein Grab, wo vor vielen Jahren eine Mutter samt ihrem Neugeborenen begraben wurde. Das Kind wurde zwischen ihre Beine gelegt und die Legende besagt, dass es beim Öffnen des Grabes an ihrem Busen lag. Grauslich, aber die Frau ist wohl eine Art Fürsprecherin geworden, es lagen viele frische Blumen dort und laut klugem Buch ist das immer der Fall.

Ein einziger Museumsbesuch war noch auf Evas Wunschliste, das Museo de la Revolucion, wieder einmal saftiger Eintritt, für mich vieles nicht wirklich interessant, ich muss nicht jedes Messer sehen, das Fidel Castro jemals zu Mund geführt hat (übertrieben!) und die englischen Texte sind ermüdend für mich. Aber die Hauptbotschaft war spannend: Es gibt nicht die guten Amerikaner und die bösen Kubaner, die ihnen alles weg genommen haben. Möglicherweise ist auch nicht alles so, wie im Museum aus kubanischer Sicht beschrieben. Es könnte ja wirklich etwas dran sein, dass die Präsidenten vor der Revolution korrupt und die Wahlen nicht demokratisch waren, dass Amerikaner nach ihrer „Vertreibung“ die Zuckerernte vergiftet haben und der CIA Falschmeldungen verbreitet hat….. Im Vergleich mit anderen „Entwicklungs“ländern ist in Kuba jedenfalls nicht alles falsch gelaufen. Ich habe Lunte gerochen und bin jetzt heiß darauf, mich da ein bisschen einzulesen.

Nächtens haben wir uns dann noch auf den Weg gemacht, ich empfinde es immer noch ein bisschen gewöhnungsbedürftig so oft angesprochen zu werden, aber es kann gut sein, dass Kubaner einfach gerne reden, sie sind jedenfalls alle freundlich und hilfsbereit und nicht aufdringlich. Auch wenn ganz klar ist, dass jeder gerne ein paar CUC verdienen möchte, indem er uns einen Weg zeigt, uns mit dem Fahrradtaxi fahren möchte oder ein ganz tolles Lokal weiß. Ach ja Lokale. Wir haben gelesen, dass die Touristenlokale nicht sonderlich gut sind. Aber wir fallen an beiden Abenden auf eines herein, sie liegen einfach so praktisch und man kann gut auf die Straße schauen. Was soll’s. Morgen geht es nach Vinales.

Link: Ein bemerkenswerter Nachruf an Fidel Castro

2 Kommentare

  1. Ja, mit meiner treuen Reisebegleitung und Freundin Anne ist es schön durch die Straßen zu bummeln, auch wenn wir nicht immer einer Meinung waren welche Richtung nun die richtige ist, ich links – sie rechts, aber sehr oft hatte sie einfach recht, so ist es. Aber wir sind immer ans Ziel gekommen, selbst als wir an der falschen Bushaltestelle eingestiegen sind und wir dieselbe Tour nochmals gemacht haben. So haben wir z. B. eine Kubanerin auf der Straße mit einer Zigarre tanzen gesehen. Einfach weil sie guter Laune war, oder hatte sie doch zu viele Mojitos intus? Ich dachte ich hätte ein Video gemacht, leider nein, eben nur ein Foto. Dafür gabs dann ein Päuschen und den obligatorischen Mojito. (nicht im Florida) Hmmm lecker.

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